Verbraucherschutz erwacht
Der deutsche Verbraucherschutz zeigt endlich mehr Gespür für ein seit Jahren unbehelligtes Sicherheitsproblem im Web. Die hiesigen Medien (wie Heise oder Golem) nehmen demgegenüber deutsche Unternehmen in Schutz – zu Unrecht, wie wir finden.
Deutsche Unternehmen werden für die Einbindung von Like-Buttons wie die von Facebook oder Google+ vom Verbraucherschutz abgemahnt. Denn allein durch die Einbindung der Buttons können Anbieter wie Facebook oder Google das Nutzerverhalten auf den Internetseiten dieser Unternehmen überwachen. Medienbeiträge kritisieren, dass die Verbraucherschützer nicht rechtlich gegen Facebook oder Google vorgehen, sondern sich lieber auf die Unternehmen stürzen, die eigentlich „Opfer“ der IT-Riesen und jetzt auch des Verbraucherschutzes seien.
Wir teilen die Kritik der Medien nicht. Erstens unterstehen Facebook oder Google zu wenig deutschem Recht. Schnelle Lösungen für Verbraucher zum Beispiel durch Datenschutzbestimmungen sind nicht zu erwarten. Zweitens sind die technischen Grundlagen dieser Form der Datensammlung seit den 1990er Jahren standardisiert und die Wirkungsweise offenkundig. Aber erst durch die massenhafte, gedankenlose Einbindung der Buttons auf den Webseiten unzähliger Unternehmen greift dieses Prinzip im Sinne von Facebook und Co. Drittens kann man ohne Zweifel von Unternehmen auch mehr Skepsis bei kostenlos in Anspruch genommenen Dienstleistungen Dritter erwarten. Es liegt nahe, die mögliche Rentabilität dieser Angebote für die jeweiligen Anbieter genauer zu hinterfragen.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Dieser Grundsatz darf nicht schützend vor deutsche Unternehmen gelegt werden. Die derzeit übliche Form der Einbindung von Like-Buttons ist fahrlässig. Die technischen Hintergründe für eine Website hat allein deren Betreiber, also das deutsche Unternehmen, zu verantworten. Und gewiss sind die in den Medien genannten Unternehmen wie Payback oder Peek & Cloppenburg wirtschaftlich gesehen zu mehr IT-Kompetenz imstande.
Die Lösung für Unternehmen ist gleichfalls nicht neu: mit einer Zwei-Klick-Einbindung aktiviert der Nutzer bewusst mit dem ersten Klick die Einbindung des Like-Buttons, um ihn mit einem zweiten Klick nutzen zu können. Das Fehlen dieser Anwendung zeigt aber einmal mehr die leider immer noch mangelnde Sachkenntnis der deutschen Wirtschaft über das Medium Internet und IT.